Ôªø Sound-Surfer
  Wiener Zeitung Homepage Amtsblatt Homepage LinkMap Homepage Wahlen-Portal der Wiener Zeitung Sport-Portal der Wiener Zeitung Spiele-Portal der Wiener Zeitung Dossier-Portal der Wiener Zeitung Abo-Portal der Wiener Zeitung Portal zum sterreichischen EU-Vorsitz 2006 Suche Mail senden AGB, Kontakt und Impressum Das Unternehmen Benutzer-Hilfe
 Politik   Kultur   Wirtschaft   Computer   Wissen   extra   Panorama   Wien   Meinung   English   MyAbo 
 Oper   Konzert   Musik  Theater   Tanz   Film   Kunst   Literatur   Medien   Termine   Kultur-Sommer   TV 
Redaktion

Der Sound-Surfer erscheint jeden Samstag. Verantwortlicher Redakteur ist Christian Rˆsner.

Sound-Surfer Print this...

Tango und Cash: Die Elektro-Erotik

Illustration

Illustration

Illustration
- Bemˆºhen sich trotz elektronischer Musik um traditionell tanzbare Klˆ§nge: Carlos Libedinsky und sein Projekt ’ÄûNarcotango’Äú.  Foto: Carlos Vizzoto

Bemˆºhen sich trotz elektronischer Musik um traditionell tanzbare Klˆ§nge: Carlos Libedinsky und sein Projekt ’ÄûNarcotango’Äú. Foto: Carlos Vizzoto

Von Christoph Irrgeher

Aufzˆ§hlung Tango tanzen zu halbelektronischer Musik? Sattsam bekannt ’Äì vom Gotan Project. Aber es gibt noch andere Akteure, wie etwa den Sˆºdamerikaner Carlos Libedinsky.

Zugegeben, die Vorstellung wˆ§re reizvoll: Schnitzel und Weinkaraffen beschwˆren auf einer Leinwand Wiener Flair, davor werkt ein hippes Ensemble. Und wˆ§hrend einer im Dialekt singt, bearbeiten andere DJ-Pult und Elektronik. Vibrierende Grooves vor tanzenden Massen. Und die ganze Welt shakt begeistert mit.

Dass derlei kaum passieren wird, mˆºssen freilich nicht erst Musikˆ§stheten und Marketingexperten lehren. Mit dem Tango, Argentiniens Nationalstolz, ist freilich genau das geschehen. Seit den 90er Jahren haben dessen Klang, Stil und Tanz eine europˆ§ische Renaissance erlebt, die elektronische Musik zog nach der Jahrtausendwende nach: Seit dem Debˆºtalbum "La Revancha Del Tango" (2001) reˆºssiert das Pariser "Gotan Project" mit loungigen Tracks und Auftritten, die stets auf Hippness zugeschnitten sind: So zielgenau, wie wummernde Endlosschleifen aus dem Klischeefundus des Tangos schˆpfen, so ermˆºdend archetypisch flackern dazu Pferde, Liebende und Tˆ§nzer ˆºber Screens im Hintergrund der Live-Acts.

Wobei der Stil-Hybrid nicht nur am Kontinent erdacht wurde: Zwischen Argentinien und Uruguay, quasi im Geburtsdelta des rassigen Tanzes, zimmert der "Bajofondo Tangoclub", der wie Gotan Project aus Instrumentalisten und Elektronikern zusammengewˆºrfelt ist, seit 2002 satte Dancefloor-Sounds zu dem Kulturgut ’Äì mit Erfolg, wie ein Vertrag mit Universal Music zeigt.

Ob ein Tango-Update allerdings nur unter Preisgabe der Authentizitˆ§t fruchtet?

Ein Szene-Protagonist widerspricht: Carlos Libedinsky. Im Jahr 2000 unternahm er erste Fusionsversuche mit einem anderen Ansatzpunkt: Der Argentinier ist Tˆ§nzer. Kein professioneller, wie er gesteht, aber ein eifrig praktizierender Liebhaber. Und so will sein Projekt "Narcotango" nicht nur ins Ohr, sondern auch ins Bein gehen.

"Tango ist eine unglaubliche Koexistenz von Musik und Tanz" , schwˆ§rmt der einstige Rock-Gitarrist. Und weil er diese Allianz nicht nur in traditionellen Stˆºcken fˆºhlen wollte, fing er selbst zu basteln an. Erst mit zwei Tracks auf dem Album "Aldea Global", wenig spˆ§ter in grˆˆüerem Umfang.

Als er diese Demos Freunden vorspielte, fˆºhlte er sich endgˆºltig bestˆ§tigt: "Sie liebten es, begannen dazu zu tanzen." Bis zu "Narcotango", dem Ersterfolg des Projekts, war es nicht mehr weit: Instrumentalisten kamen ins Studio, 2004 wurde verˆffentlicht. Und seit heuer ist der Nachfolger, schlicht mit einem Zweier hinter dem Bandnamen betitelt, auf dem Markt. Es ist ein organischeres Album geworden, meint der Argentinier, sind die neuen Nummern doch nicht mehr in Studio-Klausur, sondern geeinsam mit der Band entstanden. Deren Aktionsradius reicht mittlerweile weit ˆºber die Heimatstadt Buenos Aires hinaus: "Wir konnten gar nicht mehr aufhˆren zu reisen" , erzˆ§hlt Libedinsky, der es in Europa schon bis nach Skandinavien geschafft hat.

Wie er auf den Projektnamen kam? "Narco" bedeutet nicht Narkose, sondern Trance. Wie man sie in einer langen Tangonacht erreicht, wenn nur noch wenige Pˆ§rchen am Parkett sind? Durch Erschˆpfung, die in drogenˆ§hnlicher Benommenheit mˆºndet ’Äì und in erotischer Intimitˆ§t.

Damit ist auch das Stichwort gefallen, das dem Tango, seit seiner ˆúberfahrt nach Europa Anfang des 20. Jahrhunderts, Verrucht- und Verkaufbarkeit gleichermaˆüen sichert. Der Wiegeschritt wˆ§rmt, auch wenn ihn das Abendland manchmal nicht mitvollzieht: Als Libedinsky bei vermeintlich kˆºhlen Norwegern zu Gast war, sei dort ˆºberraschende Tanzfreude aufgekommen ’Äì wenn es auch bei rhythmischem Gehopse blieb.

Was die neue CD betrifft, so lˆ§sst sich dazu sicher trefflich tanzen. Ob sie allerdings dem Elektronikfan, fern von Buenos Aires, schmeichelt, ist eine andere Frage . . .

Carlos Libedinsky

Narcotango 2

Tademus

Gefˆ§lliges fˆºr Tangofans.

Samstag, 09. Dezember 2006

Aktuelle Beitrˆ§ge

"Popmusik spielt sich im Kopf ab"
Keksfolien und Korken im Klavier
Kmet: Electric Songs (Konkord)
Fliegen, Kondome und Reduktion
Kaffeemaschinen explodieren wieder
Tango und Cash: Die Elektro-Erotik
Richter, bei dir ist immer November!
Musik zu Eis machen
Hummer & Mˆ§rzendorfer ˆºber die Kunst des Einfrierens von Klˆ§ngen und das Schmelzen von Schallplatten.
Zuerst nach innen lauschen
Mit feinem Ballgefˆºhl
Spielerischer Sieg: Richard Dorfmeister versus MDLA
Icke Micke (er)wˆ§chst
Wiens angesagtester Elekronik-Club will ein Label grˆºnden

1 2 3

Wiener Zeitung - 1040 Wien ¬… Wiedner Gˆºrtel 10 ¬… Tel. 01/206 99 0 ¬… Impressum